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4 knackige Tipps, eine Therapie zu vergeigen

Heute geht’s zur Sache, Freunde des Geigenunterrichts! In der Schule lernt man ja richtig tolles Zeug. Aber eben nicht alles. Deshalb soll es heute um nützliche Hinweise gehen, wie du deine Psychotherapie bravourös vergeigen kannst.

Lass dich von meiner ruppigen Sprache nicht irritieren, ich bin trotzdem eine von euch.
Um dir einen flotten Lesegenuss zu ermöglichen, schreibe ich in der männlichen Form. Natürlich sind auch die Damen gemeint. Damit hätten wir das Gender auch geklärt.
Oder der Gender?

Ach, der reinste Nervenkitzel hier.

Bevor wir weiter abschweifen, geigen wir los.

Geigentipp Nr. 1: Die Klappe halten.

Da dein Therapeut in der Ausbildung den Basiskurs «Röntgenblick» absolviert hat, muss er dich nur ansehen und weiss genau, was du fühlst und denkst. Dein Therapeut kennt dich seit dem ersten Telefonat besser als du. Er weiss sogar, wo du in 2 Jahren, 3 Monaten und 14 Stunden stehst.

Falls er dich aus Versehen trotzdem nach deinem Befinden fragen sollte – keine Panik! Es handelt sich dabei um ein Versehen oder eine gut getarnte Höflichkeitsfloskel. Du brauchst darauf nicht zu antworten.

Behalte auch Unausgesprochenes in der Therapie unbedingt für dich. Aus irgendeinem Grund heisst es ja «unausgesprochen». Diesem Grund nachzugehen ist vertrödelte Zeit. Der verhedderte Knoten in dir wird sich einfach so in Luft auflösen und als rosa Blubberblase davonfliegen.

Fortgeschrittene in der Kategorie «die Klappe halten» erscheinen gar nicht erst zur Therapie. Da läuft die Genesung über WLAN. Um Fortgeschritten zu werden, brauchst du eine stabile Internetverbindung und mindestens 54,9% Akku.

Geigentipp Nr. 2: Verdränge dein Bauchgefühl. 

Die Chemie zwischen dir und deinem Therapeuten muss nicht stimmen. Das Vertrauen in der therapeutischen Beziehung wird total überbewertet. Bindungen sind allgemein was fürs Snowboard.

Grundsätzlich gilt, unangenehme Gefühle immer zu verdrängen. Will das komische Bauchgefühl trotzdem nicht weg gehen? Keine Sorge, es will bloss Butterbretzel.
Falls es nach dem siebten Bretzel in Folge nicht bessert, kommt Geigentipp Nr. 1 zum Zug.
Und optional: Lebertropfen.
Überforderter Verdauungsapparat und so. 

Geigentipp Nr. 3: Interpretiere, was das Zeug hält. 

Dein Therapeut atmet an unpassender Stelle? Ein Alarmsignal! Er kratzt sich an der Stirn – und das bereits zum zweiten Mal in den letzten drei Monaten? Verdächtig! Die Notfallstunde kann er dir nicht in den nächsten zweieinhalb Minuten anbieten? Er hat was gegen dich!

Lege dir alle Beobachtungen (am allerbesten direkt vor dem Einschlafen) sorgfältig und präzise zurecht. Führe Statistik und trage sie in deine Excel-Tabelle ein, um keine Information zu vergessen. Und dann: Interpretiere, was das Zeug hält! Mach die Therapie zu deinem einzigen Lebensinhalt. Sei dir sicher: Dein Therapeut macht das nur, um dir zu sagen, dass du ihn langweilst und ihm schnuppe bist.

Ich meine, er ist Therapeut, kein Mensch. Er hat weder Gefühle, Hobbys noch ein Leben neben seinem Beruf.

Geigentipp Nr. 4: Bleib deinem Muster treu. 

Veränderungen sind uncool. Probiere keine neuen Verhaltensmuster, denn Lebensqualität stellt sich von ganz alleine wieder ein. Wenn dich dein jetziges Verhalten nicht weiterbringt, kann es auch kein anderes. Auch sowas überflüssiges wie Freude und Dankbarkeit können sich erst steigern, wenn du genug Passivität in deinen Alltag bringst.

Droht die Psychotherapie trotzdem in tiefgreifende, therapeutische Prozesse abzurutschen, lenke das Gesprächsthema schnellstmöglich auf deinen pinkigen Badewannenstöpsel. Ruhe dich von diesem Schreckmoment aus.
Und vermeide sie zukünftig.
Kommt es mehrmals vor, dass die Gespräche in die Tiefe gehen, brich sie vorzeitig ab. Am Ball bleiben solltest du nur im Fussball. 

Tief in dir drin ahnst du es: Eine Psychotherapie ändert dich nie! Die Therapie machst du für deinen Therapeuten, nicht für dich. Schliesslich macht er dich wieder gesund. 

Voilà. 
Kurz und knackig.

Ich wünsch dir ein geschmeidiges Auskurieren des Lachmuskelkaters.

In diesem Sinne
Bleiben wir gemeinsam dran – es lohnt sich!

Noémie