Allgemein
Am Leben teilnehmen, Teil eins.
Ich kanns nicht wegkuscheln.
Soll ich jetzt einer Anstrichfarbe beim Trocknen zuschauen, fetzige Urschrei-Seminare buchen oder doch eine Büchse Erbsen mit einem Schwall Gorgonzola ersäufen? Letzteres würde der ganzen Sache bestimmt etwas Harmonie verleihen. Fakt ist: Es ist Zeit, dir was zu erzählen.
Tausche Gehalt gegen Lebenszeit
Wir sind ja hier unter uns. Deshalb mag ich was Grosses mit dir teilen: Ich habe meinen (beinahe) Vollzeitjob gekündigt.
Beinahe, weil ich mit 94% angestellt bin.
Nö, das ist kein Scherz.
Ja, in der grössten Krise, die wir als Gesellschaft je erlebt haben.
Auch auf wirtschaftlicher Ebene eher ein mässig geglückter Zeitpunkt, inmitten steigender Arbeitslosigkeit die Kündigung einzureichen. Aber nun ja, andere frieren ihr übrig gebliebenes Klopapier ein, trinken flüssige Butter oder kaufen über Nacht Sonnenbrillen mit integriertem Flaschenöffner im Internet.
Das finde ich genauso wild.
Mich so radikal für mich selbst zu entscheiden, war keine windschnittige Sache und bedeutete einen langen Reifeprozess (ähnlich wie Gorgonzola). Ab August erstmal durch die Schweiz zu wandern und meinem Herzen dermassen hochgradig zu vertrauen, ist eine Premiere für mich.
Und jetzt kommts.
Sogar die Wasserwaage bestätigt mir, ziemlich schräg zu sein
Seit dem Tag der Kündigung passieren einige Weltwunder in meinem Leben. Das ist so übertoll, dass mir komplett der Deckel wegfliegt! In der pädagogischen Version ausgedrückt: Da will viel Freude in mein Leben, die mein Nervenkostüm nicht gewohnt ist. Grundsätzlich müsste ich nun von morgens bis abends in Flammen stehen vor Begeisterung. Brennen tun höchstens ein paar skeptische Glaubenssätze in mir drin.
Irgendwie schräg.
Ich befürchte, gerade in einem Wettkampf mit mir selbst zu sein. Indem ich mich beschäftigt halte, unterhalte ich den Nährboden von «kacke, ich bin einfach nicht genug». Ich erschaffe mir glaubhafte Gründe, weshalb ich nicht das haben kann, wonach ich mich sehne und tarne sie als Vernunft. Meine Freude schraube ich soweit nach unten, dass sie in die vertraute, lollipopfarbene Komfortzone passt.
Ich bin sozusagen handwerklich begabt.
Ich hätte nicht gedacht, dass mich so was «cooles» wie Freude derart tief in verstaubte Glaubenskisten rumwühlen lässt. Ich begebe mich auf einzelgängerische, weite Spaziergänge und knabbere an einer Extraportion Schüsslersalze. Dazu muss mein Notizbuch herhalten und die bereichernden Dialoge mit Menschen, die mir emotional den Popo retten.
Es ist meine eigene Verantwortung, meine Muster zu erkennen und aufzuhören damit, wenn ich damit aufhören möchte. Ich mag meinem Leben ein Vorbild sein und es nicht nur dulden.
Sondern wirklich mögen.
Es geht nicht um die Frage, ob du es wirklich schaffst!
Am Leben teilnehmen bedeutet Arbeit. Es bedeutet auch, seine Verteidigungsmauern fallen zu lassen und die Verletzlichkeit an die Hand zu nehmen. Das Leben (wie auch die Gesundheit) ist ein Prozess und nicht ein Status, den man einmal erreicht hat.
Wir dürfen täglich neu erschaffen.
Dranbleiben lohnt sich.. Guck mal, da hinten, siehst du es? Ja, da ist es! Es flackert schon am Horizont – dein Leben! Überwältigend, frisch, hinreissend, lebendig, gefühlvoll, strahlend. So farbenfroh, dass nur noch eine Handykamera vor seiner Sättigung kapituliert.
Und nicht mehr das Nervenkostüm.
Wir wissen doch alle tief in uns, was gut für uns ist. Wir befürchten lediglich, nachher einfach schlechter dazustehen als jetzt. Vielleicht besteht das Leben ja auch darin, immer öfters das zu machen, was sich gut anfühlt. Und weniger mit dem sogenannten «Ernst des Lebens» rumzuschaukeln.
Also nix gegen Ernst.
Ich meine, der Weltuntergang wurde auch schon angekündigt. Vielleicht gibt es eine zweite, fünfte, zehnte Corona-Welle. Wer weiss das schon. Wichtig ist doch, dass man trotzdem sein eigenes Leben lebt.
Du darfst dich dem Einüben und ständigen Wiederholen des für dich individuell richtigen Lebensstils hingeben. Auch ab sofort. Die Frage dabei ist nicht, ob du es wirklich schaffst.
Die Frage ist vielmehr, willst du es versuchen?
Willst du es wirklich versuchen?
In diesem Sinne
Bleiben wir gemeinsam dran – es lohnt sich!
Noémie
PS: Die Fortsetzung «Am Leben teilnehmen, Teil zwei» folgt im Spätsommer. Erstmal möchten die zukünftigen Blogartikel auch gelebt werden. Authentizität und so. Also sei gespannt.
Ich bin es auch.