Allgemein
Angeblich keine Zeit für das echte Leben?
Mein Trampolin färbt ab.. ich bin grad ziemlich sprunghaft. Fast veröffentlichte Texte lösche ich wieder, weil mich Selbstzweifel lahmlegen wie Frau Holle den öffentlichen Verkehr im aktuellen Chaos. Was da in meiner Birne so braust ist kein Gegenwind mehr, das ist Geisterfahrer.
Mit sowas kann ich nicht mal Schrottwichteln.
Momente später bin so berührt, dass ich beim Formulieren meiner Dankbarkeit ins Stottern komme und mein Gesicht so lang wird wie das eines afghanischen Windhundes. Plötzlich entpuppt sich der Holzweg zu einem Panoramapfad mit romantischen Laternchen.
Fetzige Tage, wa?
Naja, fragil trifft es wohl besser.
Um mich spontan zu fangen, benötige ich dreieinhalb Wochen. Ich brauche einfach meine Zeit, um mit Veränderungen klar zu kommen, bzw. sie zu verarbeiten. In dieser Zeit habe ich angeblich keine Zeit für das echte Leben.
Böh. Quatsch mit Sauce!
Also nix gegen sämig gebundene Würzbrühe. Das sagt mir bloss mein Ego mit seiner schleimigen Charme-Offensive.
Früher wartete ich auf das zustimmende Nicken meiner Mitmenschen, um Entscheidungen zu treffen. Heute weiss ich, dass ich keine Erlaubnis von aussen brauche, ich selbst zu sein. Ich mach es einfach und nehme die Angst, nicht gut genug zu sein, einfach huckepack mit. Das Wissen, ob mich etwas zufriedener macht, erhalte ich erst nachdem ich aktiv geworden bin. Und nicht, wenn ich däumchendrehend darauf warte, ob mir Verwandte Sternchen verteilen.
Wettbewerbsarme Lebensführung mit mir selbst
Entgegen der Homeoffice-Philosophie ist aktuell mein grösster Traum, öfters ohne Internetverbindung zu leben und in ein ruhigeres Leben zu finden. Ich erlöse mich davon, schon auf dem Weg zur Morgentoilette kreativ sein zu müssen und stattdessen bewusst in die Langeweile zu finden.
Aber keine Sorge, ich hock nicht stundenlang mit einem Teddy in der Ecke. Ich züchte im Offline-Modus weder Bienenhonig, noch gehe ich mit Alpakas spazieren oder streiche Vokabeln bunt an. Ich entschleunige bloss mein Alltag, weil mein System grad Schweigen möchte.
Das Blogschreiben muss einige Meter zur Seite weichen, um meine Energie auf die innere Entwicklung zu richten. Ich übe mich darin, nicht jeden Selbstzweifel ernst zu nehmen und meine überhöhten Ansprüche an mich selbst solide in die Vergangenheitsform abdriften zu lassen. Ich probiere eine Art wettbewerbsarme Lebensführung mit mir selbst. Und – so verrückt es auch klingt – mit dieser Vorgehensweise fühlt sich mein Leben immer mehr nach meinem eigenen an.
Klar ist meine flatternde Stimmung damit nicht direkt aus der Welt geschaffen. Hin und wieder baue ich Oreo-Kekse in meinen Körperpalast und frage mich, ob vielleicht ne Packung Skittles für mehr Farbe im Alltag sorgen würde. Natürlich könnte ich auch unkompliziert mit nem Eimer Ketchup zum Arzttermin fahren. Das würde keinen Sinn machen, wäre aber bestimmt farbenfroher.
Und unterhaltsamer.
Ja, warum eigentlich nicht? Ich finde, wir als Gesellschaft dürfen bissel lockerer werden.
Wir kommen eh nicht lebend raus.
Anlehnen an das echte Leben und so
Humor ist eines der Dinge, weshalb ich öfters lächle und weniger fluche. Abenteuerliche Sachen passieren eben vor allem da, wo ich nicht den Erwartungen entspreche. Und wenn ich unterwegs mit etwas Ketchup Menschen zum Schmunzeln bringe.. wäre das nicht toll?
Wir haben allen Grund, gute und erhellende Momente etwas länger auszukosten, denn wir kämpfen hart um gute Ausblicke in dieser schwierigen Situation. Es ist okay, überfordert zu sein. Es ist okay, wenn die Stimmung pendelt wie andere zu ihrer Arbeit. Wir dürfen uns mit der Angst auf den Weg machen. Es ist okay. Wir sind okay. Das gehört alles zum echten Leben dazu und verändert sich ständig.
Hamstern wir kein Klopapier, weil wir uns auf beschissene Zeiten einstellen. Wenn wir den ganzen Mist visualisieren, sind wir ja enttäuscht, wenn der Haufen nicht vor der eigenen Haustüre vor sich hin röchelt. Stellen wir uns lieber darauf ein, dass da draussen vor allem Gutes auf uns wartet.
Das Leben passiert für und nicht gegen uns. Wir dürfen vertrauensvoll beim Leben anlehnen gehen.
Garantiert virenfrei.
Das echte Leben findet statt. An jedem Tag und bei jedem vermeintlichen Umweg. Im Leben geht es nicht immer darum, die Abkürzung zu nehmen. Auf Zusatzschlaufen und Wendepunkten des Lebens können grosse Lerngewinne entstehen.
Zeit ist genug da.
Du musst dir nur die Erlaubnis dafür geben.
Was bedeutet es für dich, ein echtes Leben zu führen? Wie arrangierst du dir die Echtheit?
Finde deine Antworten und reserviere dir die Zeit, die du brauchst.
Das Leben freut sich auf dich.
Echt jetzt.
In diesem Sinne
Bleiben wir gemeinsam dran – es lohnt sich!
Noémie