Ich habe es satt!
Ich rauche nicht.
Konsumiere keine Drogen.
Treibe regelmässig Sport.
Benutze Zahnseide.
Achte auf eine ausgewogene Ernährung.
Massiere die Faszien mit einer Rolle.
Betreibe präventives Selbstmitgefühl.
Trinke genug Wasser.
Schön.
Wie sie da aufgelistet stehen.
Die lebensoptimierenden Massnahmen.
Die Gesundheitsförderung in Bern wäre bestimmt zufrieden mit mir.
Und jetzt?
Diese Massnahmen nützen mir nichts. Nicht heute.
Manchmal, da sind Optimismus und Humor Fremdwörter.
Da möchte ich die Welt schreiend fragen, ob das ihr ernst ist.
Und es kommt keine Reaktion.
Es riecht bloss nach starker Blähung.
Heute ist so ein Tag.
Verkrieche mich zwischen Bettdecke und Matratze. Und wünsche mir ein paar Dinge.
Eine bewohnerfreie Insel.
Eine undurchlässige Riesenblase mit Flugmodus-Funktion.
Ein warnender Prüfadapter für den Gedankenmüll.
Ein mobiles Schild gegen Reizüberflutung.
Ein reservierter Fensterplatz für die Reise zum Mond.
Mein mentaler Wortschatz steigt im Bereich der Fluchwörter gefährlich rasant an. Dazu spiele ich Pantomime, wie ich die Welt gerade gerne behandeln würde.
Und doch schweige ich weiterhin.
Nicht nur, weil die Luft unter der Decke mit der Zeit knapp wird. Mir fehlen schlichtweg die Worte.
Fühle mich auf dem aktuellsten Stand der Demotivation.
Nicht mal eine Melodie kann meine Stimmung beschreiben.
Ich fühle mich in einer emotionalen Sackgasse.

An solchen Tagen warte ich auf den Gewinn.
Nicht auf die Millionen, wenn weisse Kugeln vom Fernsehbildschirm nach unten purzeln und sich zu einer gewünschten Zahlenreihe formen. Ich meine auch nicht das neue Bügeleisen bei einer Tombola.
Ich will bloss meine Lebendigkeit wieder. Meine Kraft zurückerobern. Bei mir sein. So sehr, dass mich die äusseren Umstände viel weniger tangieren.
Was fehlt mir zu diesem Gewinn?
Naja, dazu muss ich wissen, wo denn mein Problem liegt. Ich gehe es suchen.
Vielleicht sucht es mich auch schon. Oder es hat mich bereits gefunden.
Oder die Lösung. Das wär toll.
Vielleicht habe ich gar kein Problem?
Mir fehlen noch immer die Worte.
Und trotzdem kommen dreihundertdreiundachtzig Wörter für diesen Blogartikel zustande. Bemerkenswert. Irgendwie.
Dreihundertdreiundachtzig.
Was lerne ich daraus?
Ich habe mich gerade dreihundertdreiundachtzig Mal übertroffen – und dies an einem Tag!
Offenbar ist der Mensch zu viel mehr in der Lage, als er denkt und glaubt.
Um das Positive noch zu stärken: auch ein modrig riechender Tag hat bloss vierundzwanzig Stunden.. und ab morgen können die lebensoptimierenden Massnahmen bereits wieder zu meinem Lebensstil passen. Ich bin nur eine Entscheidung davon entfernt.
Stell dir nur mal vor, um wie viel wir uns selbst übertreffen können – wenn wir den (nächsten) Tag zu einem besseren machen!
In diesem Sinne
Bleib dran – es lohnt sich!
Noémie