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Die bitteren Konsequenzen, wenn du nicht tust, was du willst!

Eindeutig eine Fehlfunktion meines Hirnlappens! Der Stau in meinem Kopf macht es mir unmöglich, auch nur einen anständigen Satz in die Tastatur zu tippen. Klassische Schreibblockade. 
So sehr ich versuche, mich auf meinen Text zu konzentrieren, so freudig hüpfen meine Gedanken immer wieder schmunzelnd zum Tisch gegenüber. 

Ich sitze in meinem Lieblingscafé, das heute äusserst gut besucht ist. Von jungen Müttern mit ihren frisch geschlüpften Babys, vermutlich ein Mama-Treff des örtlichen Vereins. Schon wieder muss ich schmunzeln, weil ich dabei bin, ihr Verhalten zu bewerten.
Etwas, das man ja nicht tun sollte.
Die Situation reizt mich aber grad. 

Karriereerprobte Damen überbieten sich gegenseitig dabei, mit ihren Sprösslingen den perfekten Auftritt hinzulegen. Die Bio-Mamas, die gekonnt an ihrem Ingwertee schlürfen und den Butterkeks auf der Teetasse als Dekoration interpretieren.

Vermutlich werden sie ihren Kinderwagen auf dem Nachhauseweg über den löwenzahngesäumten Feldweg in den Sonnenuntergang schieben.
Das mit der Löwenzahn-Kulisse traue ich ihnen zu.
Sogar mitten im November.

Ich für meinen Teil begebe mich in einen hohen glykämischen Index. Vor mir liegen die restlichen Krümel des Zimtkuchens auf dem Teller, während ich an meiner Cola nippe. Den Zucker brauche ich fürs Schreiben (habe ich mir nämlich ziemlich überzeugend gesagt).
Ich schreibe über die Bilder in meinem Kopf und die Stärkung des psychischen Immunsystems.
Eigentlich.

Es bleibt beim Versuch. Die Worte tippen sich heute echt schwer. Viel zu leicht lasse ich mich von der Gesellschaft ablenken, in die ich geraten bin. Sie haben ungefähr mein Alter.
Also nicht die Sprösslinge.
Ihre Mamas.

So amüsant sich das Spektakel präsentiert, so sehr regt es mich auch zum Nachdenken an. Vergleichen hat ja immer so wahnsinnig viele Vorteile, Noémie!
Ich rolle mir selbst die Augen zu.

Aus irgendeinem Grund fühle ich mich direkt neben der Spur, wenn ich nicht die Dinge tue, die der Grossteil in meinem Alter tut.
Aktuelles Beispiel: Kinder kriegen, Ingwer aus einer Teetasse löffeln und vom letzten Nordic-Walking-Treff mit Frederike und Susanne schwärmen. 

Aktuelles Beispiel bei mir: Ich rechne mit dem Taschenrechner zur Sicherheit nach, ob drei plus zwei auch tatsächlich fünf ergibt. Staube hin und wieder die Souvenirs aus der Psychiatrie ab und ziehe an Türen, auf denen «drücken» steht.
Aber das wissen die Bio-Mamas nicht.
Würde mich zumindest wundern.

Es ist alles okay, Noémie.

Der Gedanke quengelt unangenehm vor sich hin, wenn ich meinen Erwartungen nicht gerecht werde.
Oder die Erwartung an mich selbst, dass ich ihnen gerecht werden müsste. Muss ich kurz vor dreissig eine Bio-Mama werden, die den Ingwer in ihrem Tee zelebriert?

Quatsch.
Mumpitz.
Schmarren.

Wenn es für mich stimmt, mache ich alles richtig. So einfach ist das manchmal. 
Das Alter steht bloss auf dem Papier. Ich kann Dinge früher tun als die breite Masse der Gesellschaft oder auch später. Oder gar nicht (dezente Grüsse gehen raus an die Ingwer-Zehe).

Ich möchte Dinge erleben, unabhängig sein, ausprobieren, Menschen zum Nachdenken anregen und vor allem zum Lachen bringen. Diese allgemeingültige Wann-muss-ich-was-tun-Regel ist nicht in Stein gemeisselt. Sie findet ausschliesslich in meinem Kopf statt.
Und in meiner eigenen Überzeugung. 

Heute: Es ist dein Leben!

Mein Leben forme ich hauptsächlich mit dem «Jetzt». Das Jetzt besteht aus meinen Gewohnheiten. Und aus den Gewohnheiten entwickeln sich Konsequenzen.
Vielleicht sollte ich nochmals überdenken, ob ich mit den Konsequenzen leben kann, wenn ich über eine längere Zeitspanne Zimtkuchen esse und dabei blogge (das Problem dabei: ich schreibe ziemlich oft).
Das schmeckt bitter. 
Also der Gedanke, nicht der Kuchen. 

Was sind also die Konsequenzen, wenn ich heute nicht das tue, was mir wichtig ist?
Die Ausrede, dass mein Alltag dazwischen kommt, weil ich gerade nicht mein Leben lebe, zieht also nicht mehr. Es geht vielmehr um die Konsequenz und darum, ob sie mich zufrieden macht.

Ich bin so fasziniert von der neuen Sichtweise, dass ich dabei bin, mein bisheriges Lebenskonzept über den Haufen zu werfen.
Und ein neues Häufchen zu produzieren.

Neue Lebens-Häufchen an die Macht!

Mag vielleicht etwas merkwürdig klingen.
Ok. Ist es auch.
Trotzdem meine ich es zur Abwechslung mal ernst.

Wenn du Lust hast, Wurst zu essen nach einer veganen Doku, dann mach das. Du musst nicht seriöser wirken, wenn du fünfzig Geburtstagskerzen aus deiner Orangen-Ingwer-Torte pustest.
Wenn du Lust hast, ein friedlicher Protest gegen die Leistungsgesellschaft zu machen und auf deinem Sofa chillst, ist alles wunderbar! Selbst Vollzeitarbeit ist nichts schlimmes, wenn es das ist, was du tun möchtest. 

Werde dir den Konsequenzen bewusst und freunde dich mit deinen Häufchen an. So wie sie bereits sind oder in veränderter Form! Ändere die Richtung oder bleib auf deinem Weg. 
Du wirst für dich spüren, was sich gut anfühlt. 

Zurück zum Café.

Gedankenversunken schaue ich vom Laptop auf und möchte mich bei den Mamas für die heutige Lebenslektion bedanken.

Oh.
Sie sind schon weg.
Gar nicht bemerkt.

Hm. Ich mache mich auch mal auf den Weg. Oder soll ich mir noch nen Ingwertee bestellen?
Einen Moment lang tue ich so, als würde ich ernsthaft darüber nachdenken.
Ich schmunzle vor mich hin, klappe den Laptop zu und geh dann mal Löwenzahn pflücken.

In diesem Sinne
Bleiben wir gemeinsam dran – es lohnt sich!

Deine süssen Häufchen..
äh, ne, die Noémie