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Ein bisschen kann manchmal richtig viel sein

Wenn der Draht zu deinem Innern verkümmert ist, hoche immer wieder in dich hinein. So kann echte Nähe und Harmonie entstehen. Klingt echt gut, wa? 
In diesem Zusammenhang muss ich dir ne Story erzählen – mein Alltag bietet immer wieder sympathische Steilvorlagen für den Blog…

Wo alle rennen, hetzen und hasten, halte ich an. Im wahrsten Sinne des Wortes – auf einem Parkplatz vor dem nächsten Termin, der meine Nervosität in die Höhe treibt. Um sie ein wenig zu dämmen, krame ich auf dem Beifahrersitz nach meinem Handy und suche nach der zuvor entdeckten Imaginationsübung.

Das Ziel dieser Übung: Angst und Nervosität überwinden, mich geerdet und zentriert fühlen. Ich lobe mich für dieses Vorhaben. Vor allem, weil mich solche Übungen eher herausfordern, statt mit neuer Energie beleben. 

Oft habe ich die Rechtfertigung, alles beim Alten zu lassen.

Heute ist es anders. Ich spüre, eine frische Vorgehensweise ist im Anmarsch. Wegen dem bevorstehenden Termin kann ich das Gefühl der Erdung schon gut gebrauchen. Fest entschlossen setze ich mir die Kopfhörer auf, drücke auf Play und schliesse meine Augen.

Ich lasse mich hineinfallen. Vertraue der Stimme, die da sagt, was ich zu tun habe. Ich lausche auf die Signale meines Körpers, atme in den Bauch und in die Nervosität, fühle meine Gefühle, höre auf mein Herz. Doch ich höre auch etwas anderes.

Ein Klopfen.
Am linken Ohr.

Nein, kein Tinnitus. Etwas verwirrt öffne ich meine Augen. Es gibt das Klopfen wirklich, an der Fensterscheibe.
Ich blicke in ein rundes Gesicht, das auffällig nah an meiner Fensterscheibe klebt. Die neugierigen Augen gehören einem kräftigen Mann, auf seiner Uniform kann ich den Schriftzug «Security» lesen. 

…Security? Grundsätzlich mangelt es meinem Alltag nicht an Action.

Mit einem Handzeichen fordert er mich auf, die Fensterscheiben runter zu lassen. Ich drücke im Handy auf Stopp, lege meine Kopfhörer ab und kurble die Scheibe herunter.

«Ist alles okay bei Ihnen?», fragt er. Er mustert mich mit gerunzelter Stirn.
«Ja. Ich mache gerade eine Übung.», sage ich.

Schweigen.

Ok, ehrliche Antworten können nicht immer zum Verständnis beitragen.
Memo an mich selbst.

Er findet seine Sprache wieder: «Ähm. Ok. Sie wissen schon, dass sie seit einer Stunde im Minus auf ihrem Parkplatz stehen?»
«Ich bin noch nicht mal ausgestiegen, da ich erst diese Übung machen wollte. Danach geh ich zahlen», sage ich. Und meine es auch so.

Erneutes Schweigen.
Der grosse Mann sieht verwirrt aus. Trotzdem nickt er höflich, versichert sich nochmals ob mit mir alles okay ist und läuft zum nächsten Parkplatz.

Ich schmunzle über die ulkige Situation, als ich die Fensterscheibe in ihre ursprüngliche Lage bringe. Fehlt eigentlich nur noch eine Tüte Popcorn.

Soviel zu den genussvollen Pausen mit mir selbst, in denen ich echte Nähe und Harmonie tanken kann. Natürlich gelingt es mir nicht mehr, der Stimme auf dem Video zu folgen und engagiert weiterzuatmen. Dafür bin ich jetzt ziemlich vergnügt.
Und so gehe ich in den Termin, der wie am Schnürchen läuft.  

Ich beschliesse, ulkige Situationen zu mögen. 

So ist das im Leben. Manchmal bekommen wir, was wir uns wünschen und manchmal nicht. Wir leben von Erfahrungen, jeden Tag aufs Neue.

Wenn unser Alltag durch unangenehm gefüllte Tage gekennzeichnet sein sollte: Die Pause ist genauso wichtig wie all das, was wir zwischen den Pausen tun. Stille hat mit stillen zu tun, wie eine Mutter, die ihr Kind stillt. Wir müssen unsere Seele stillen, also nähren, damit sie zur Ruhe kommen kann.
Ausser auf unbezahlten Parkplätzen.  

Auch wenn sich mein Erlebnis etwas witzig lesen sollte, so gibt mir die Übung vor wichtigen Terminen den nötigen Halt, meine Mitte zu finden. Aus diesem Grund möchte ich die Übung von Herr Bischoff gerne mit dir teilen:

Geführte Übung um Angst und Nervosität in 10 Minuten zu überwinden

Durch sein Leben hetzen zu müssen, steht in keiner vorgedruckten Agenda. Der beste Weg da raus ist der Blick nach innen – selbst in fünf bis zehn Minuten.
Ein bisschen kann manchmal richtig viel sein.

In diesem Sinne
Bleib dran – es lohnt sich! 

Noémie