Allgemein

Eine Heilung muss sich lohnen

Kopfweh.

Ohrenschmerzen.

Die Symptome sind bloss dezente, grippale Merkwürdigkeiten.

Vielleicht ist es auch der Vollmond, meine Einbildung oder der Wetterumschwung.

Das Harmlose entwickelt sich zu Beginn des neuen Jahres zum Hörsturz und einer Mittelohrentzündung. Nach einer Woche strikter Bettruhe geht es mir wieder besser. Doch das permanente Pfeiffen im Ohr bleibt.

Auch Tage und Wochen danach. Auf der Suche nach Rat schickt mich mein Hausarzt zum Spezialisten.

 

Gesagt, getan.

 

Der besagte Herr macht verschiedene Untersuchungen mit Geräten, die mir alleine im Dunkeln Angst machen würden. Anschliessend bittet er mich zur Besprechung in sein Büro.

Die offizielle Auswertung also.

Mit ernstem Blick schaut er auf den Bildschirm seines Computers und mir danach in die Augen. 

«Beim Pfeiffen handelt es sich um einen Tinnitus. Leider kann ich nicht zaubern. Das geht nicht mehr weg», spricht er aus.

 

Gegenseitiges Schweigen.

 

Seine Aussage hört sich verdächtig routiniert an.

Erst einmal sein Verhalten bewerten, bevor ich mich auf den Inhalt konzentrieren kann. Durchaus eine interessante Vorgehensweise, Noémie. Und nein, das war kein Lob – sage ich mir in einer deutlichen Tonlage. Tatsächlich diskutiere ich in Gedanken mit mir selbst, statt mich auf das Wesentliche zu konzentrieren.

Trotzdem sickert die Mitteilung des Spezialisten langsam durch meinen Wahrnehmungsfilter und ich beginne zu begreifen.

 

Bitte… was?! Das geht nicht mehr weg?

 

Ich hätte mir gewünscht, er würde mir sagen, was ich zu tun und zu lassen habe, um wieder gesund zu werden. Selbst wenn ich es nicht verstanden hätte, hätte ich mich seiner Anleitung gefügt. Er ist ja schliesslich Arzt für so Ohren-Zeugs.

Ich hätte mir gewünscht, er würde sich irren. Oder seine Messgeräte.

Doch ich erinnere mich an die Worte.

Das geht nicht mehr weg. 

Ich verlasse die Praxis und blicke auf das Handy.

Es ist der 23. Januar 2018. Ich bin traurig und spüre, mein Leben hat sich soeben verändert. Doch bereits auf der anschliessenden Zugfahrt zur Arbeit wird mein Kämpferherz geboren.

 

Der Doktor kann mich also nicht heilen. Dann übernehme ich halt den Part. Google unterstützt mich bei meiner Suche nach „Selbstheilung“. 

Kurz darauf gehe ich zur Bibliothek.

Ich plündere die Regale mit Gesundheitscharakter und werde fündig. Die ausgewählten Exemplare lasse ich auf meine Karte eintragen. 

Keine Ahnung, was die Mitarbeiterin der Bibliothek von mir denkt. Noch vor kurzem handelte es sich bei meiner Ausleihe um Themen wie «Vegan für Faule», «Professionelle Konfliktlösung» und «Instagram für Dummies». Jedenfalls scheint mein Leben interessant zu sein.  

Ich schweife ab.  

 

In einem Buch finde ich zwei interessante Fragen.

«Wollen Sie wirklich gesund werden?» und «Was hätte ich von der Heilung?», steht da.

 

Ich fühle mich ertappt.

Bisher habe ich mich nur oberflächlich mit der Selbst-Heilung auseinandergesetzt.

 

Den Fragen stimme ich mit einem Nicken zu.  

Wenn ich keine starke Motivation für die Gesundung habe, dann kann ich auch nicht gesund werden.

Was mache ich, wenn ich wieder ohne Tinnitus hören könnte? Naja, hören, was sonst.. Doch mit dieser Haltung kann mir die Heilung nicht gelingen. 

Schliesslich muss sich eine Heilung ja lohnen.

Es kann nicht sein, dass ich all die Dinge, die ich vor dem Tinnitus getan habe, nach der Heilung wieder tue. Das würde ja bedeuten, dass ich das Gesamtpaket „Mittelohrentzündung mit Zusatz“ umsonst gehabt hätte.

Das Buch lehrt mich: So arbeitet die Seele nicht.

Krankheiten oder Unfälle sind unsere ehrlichen Wegweiser. Sie zeigen auf, dass ein Entwicklungsschritt überfällig ist, wenn wir die Reise in unsere Zufriedenheit fortsetzen möchten.

 

Liebend gern würde ich gegen eine Wand laufen, eine Beule bekommen, sie auskurieren und die nötige Entwicklung beim Entwicklungsdepartement abholen.

Aber so funktioniert das nicht.

 

Es ist ein Prozess. Auch wenn es an manchen Tagen schlimmer ist als an anderen, schenke ich mir die Zeit der Heilung. Ich habe weder eine lebensbedrohliche Krankheit, noch fehlen mir die Beine. Ich habe ein Dach über dem Kopf und genug zu essen. 

Der 23. Januar ist nicht das Ende.

Vielmehr ist er der Startschuss in die Phase der Selbstheilung. Für das Programm der Selbsterfahrung treffe ich geeignete Massnahmen:

Hypnose.

Das Schlürfen von Ginkgo-Tinktur.

Das Essen von Nahrungsmittel, die diesen Namen noch verdienen.

Die Achtsamkeit gegenüber Stressfaktoren.

Akupunktur.

Behandlung in einer Naturheilpraxis.

Ausreichend Bewegung.

Geleitete Meditationen von Laura Seiler.

 

Der Rest macht mein Körper selbst.

 

Ich freue mich auf den zukünftigen Blogartikel, wenn ich dir offiziell mitteilen kann, dass (und wie) sich mein Körper selbst geheilt hat.

Bis dahin respektiere ich den aktuellen Prozess und schenke mir die Zeit, zu gesunden.

 

Das Happy End des Kapitels „Der 23. Januar“ wird folgen – weil sich die Heilung definitiv lohnen wird. 

 

In diesem Sinne

hab einen gesunden Start in’s Wochenende und lass es dir gut gehen! 

 

Noémie


Falls du weitere Tipps für die Unterstützung der eigenen Selbstheilungskräfte hast, lass es mich gerne wissen, wenn du magst. Ich freue mich!