Allgemein
Fluffiges «Dranbleiben to go»!
September 24, 2020 - Allgemein
Manchmal bin ich wie ein Klumpen Hefeteig. Dann will ich zugedeckt und in Ruhe gelassen werden. Wie gelingt es mir trotzdem, dranzubleiben? Nicht trotzdem, sondern gerade deswegen! Heute teile ich drei Gedanken zum Mitnehmen mit dir, die für mich dranbleiben bedeuten.
Wird fluffig heute.
Gedanke eins: Liebeserklärung ans Scheitern
Scheitern ist meiner Meinung nach nur dann dünnpfiffig, wenn wir darauf mit «aufgeben» reagieren. Doch wenn wir bereit sind, daraus zu lernen und die Konsequenzen für uns zu definieren, kann das Scheitern ein wertvolles und äusserst interessantes Event sein.
Heisst das nun, unerwünschte Stimmungen effizient wegtransformieren zu müssen? Oder die eigenen Umwege auf Werbeflyer zu drucken und in der Nachbarschaft zu verteilen?
Letzteres wäre bestimmt aufregend. Aber es geht mir eher um die Perspektive.
Was würde sich für dich ändern, wenn du dir vornimmst, mindestens einmal täglich erfolgreich zu scheitern? Und: Wer entscheidet denn, dass «es» ein Fehler war?
Wer scheitert, verlässt mutig vertraute Wege und entdeckt erfolgreich Pfade, die nicht zum gewünschten Ergebnis führen. Die Ergebnisse sind aus dieser Perspektive betrachtet wertvolle Feedbacks.
Einstellen kann man eben nicht nur Toaster, Mitarbeiter, Wäschetrockner, Netflix oder Mikrowellen – sondern auch die innere Haltung. Folgendes hab ich mal gehört und für gut befunden: Einstellung stellt sich ein, wenn du sie einstellst.
Ganz einfach.
Gedanke zwei: Freude ist kein nettes Zusatzding!
Dranbleiben ist eine Lebens-einstellung. Das Wort verrät es schon: Dranbleiben passiert nicht kurz übers Wochenende. Weil wir viel Lebenszeit damit verbringen, lohnt es sich, Freude am Dranbleiben zu haben.
Nachhaltige Freude kommt von innen. Damit meine ich nicht die Peristaltik, welche die Endprodukte des Darms zuverlässig durch die Hohlorgane transportiert. Obwohl das ebenfalls wacker zur Lebensqualität beiträgt.
Wir sind heute noch da, weil wir nicht aufgegeben haben. Geniesse bewusst, was du kannst, was du hast, was du erlebst und umgib dich mit Menschen, mit denen du dich verbunden fühlst. Denke und tu all die Dinge, die dich deinem Ziel näherbringen. Versuche lieb zu sein mit dir und deine Hefeteig-Momente anzunehmen.
Du bist nicht deine Stimmung. Alles ist ein vorübergehender Zustand. So wie du dich heute fühlst, hat nichts damit zu tun, wozu du fähig bist und noch weniger mit dem Wert deiner Persönlichkeit. Du verdienst es, dranzubleiben!
Gedanke drei: In der Ruhe liegt der Hefeteig
Im Sport habe ich gelernt, dass auch Pausen zum Rhythmus gehören. Muskeln bauen sich ja in der Regeneration auf und nicht während der Aktivität. Daran erinnere ich mich, wenn ich schläfrig aus meinem Schlafoutfit blicke, mich in den chilligen Schreibsessel fallen lasse und höchstens mit der Webcam rausgucke.
Selbst ein liebevoll gekneteter Hefeteig geht erst in der Ruhe auf. Ich bin keine Bäcker-Fee, wünsche dir an dieser Stelle trotzdem, dass du aufgehst. Also Innerlich. Damit sich nach einer geduldigen «Zudeckphase» ein paradiesischer Duft mit einem knusprigen Röstaroma in deinem Alltag ausbreiten darf.
Ist heute ein sehr besch.. eidener Tag? Alles gut. Klassische Hefeteigmomente. Wickle dich in feuchte Küchentücher, setz dich in einen Topf, begib dich an ein warmes Sonnenplätzchen und gäre gemütlich vor dich hin, bis deine interne Lage wieder fluffig wird.
Aufgehen für Fortgeschrittene.
Oder so.
Behandle dich (und deine Erwartungen) nicht wie ein besonders widerspenstiger Teig, sondern als das schmackhafteste Teigklösschen im Backstübchen. Wenn es heute nicht geschmeidig läuft, warte nicht auf Montag, um neu zu beginnen. Schnapp dir einfach den nächsten Tag und versuche es wieder. Rezepte und Pläne dürfen sich verändern – damit kommt Power in die geistige Knetmaschine!
Alles, was du wiederholst, wird automatisch stärker. Knete dir angenehme Gewohnheiten zusammen. Und freue dich, Dranbleiben zu deiner fluffigen Gewohnheit zu machen.
In diesem Sinne
Bleiben wir gemeinsam dran – es lohnt sich!
Noémie
2 Kommentare
Kempf
Liebe Noémie,
Ich habe deine Blogs gelesen bei inclousiv und nun jetzt deine Seite. Ich habe so schmunzeln müssen und das tat mir gut. Ich habe im Moment eine ganz schwierige Phase. Dazu ist zu sagen, dass ich schizophren bin und im Moment eine Psychose habe. Auch geht das Gefühl alle wissen alles von mir nie ganz weg. Ich habe Mühe, unter die Leute zu gehen. Bräuchte eigentlich einen geschützten Rahmen, habe aber oft das Gefühl da gemobbt und unverstanden zu sein von den Sozialpädagogen. Ich bin so Gedankenversunken und fast ein bisschen verzweifelt. Ich habe oft eine so verzweifelte Ohnmacht über unser System. Auch bin ich oft traurig. Dein Eintrag mehr in die Wolken schauen, mehr Lieblingsmenschen treffen, mehr sagen, dass sie meine Lieblingsmenschen sind. Mehr die Nase in die Luft strecken. Mehr Wunderkerzen anzünden. Mehr dort sein, wo meine Füsse sind. Das trifft es schön auf den Punkt. Mein Hirni ist zur Zeit futsch und mein Gedächtnis auch. Mein Psychiater sagt zwar, das käme wieder. Aber es ist schwierig auszuhalten. Auch habe ich eine solche Müdigkeit. Fast eine Lebensmüdigkeit, weil man immer sollte. Im Eintrag über die Müdigkeit habe ich diesen Punkt ein bisschen vermisst. Auch hätte ich gerne einmal einen Beitrag über Selbstbewusstsein und psychische Erkrankung. Ich habe solche Angst im Gespräch mit Normalen mir eine blösse zu geben, weil im Moment „checke“ich vieles nicht mehr. Ich habe eine so lange Leitung. Und sensibel bin ich, wie sagst Du Huckepack mit meiner sensiblen Phase.
Vielleicht magst Du mir ja zurückschreiben, ansonsten lese ich gerne Deine Blogs. Oder vielleicht weisst du einen Blog über Schizophrene.
Noémie (Author)
Hallo liebe Michele und herzlichen Dank für dein Vertrauen, von deinen Erfahrungen zu berichten. Deine Geschichte berührt mich sehr!
Ich habe mir überlegt, welche Blogs ich dir empfehlen kann. Vielleicht könnte das Netzwerk Stimmenhören etwas für dich sein?
Auf jeden Fall wünsche ich dir ganz viel Kraft für die anstehende Zeit, die sich sehr kräftezehrend anhört. Freue mich, dich hier oder wieder einmal auf InCLOUsiv zu treffen!
Herzliche Herbstgrüsse, Noémie