Allgemein

Folge der Stimme deiner Gallensäure!

Die Aufforderung «Folge deinem Herzen» kennen wir alle. Aber weshalb soll ich meiner Pumpe folgen und nicht zum Beispiel meiner Gallensäure? Die hat nämlich ordentlich was auf dem Dampfer!
Du ahnst es bereits, heute arbeiten wir nicht mit Plüsch. Kuschelig wird es trotzdem.
Irgendwie.

Lassen wir die netten Mikrowellen-Weisheiten direkt hinter uns, ziehen Taucherbrille und Schnorchel an und stürzen uns kopfvoran ins Gallensäure-Abenteuer!

Die Gallensäure, das ist die zähe Körperflüssigkeit, die in der Leber frisch ab Presse produziert wird und in der Gallenblase wohnt. Ihre Hautfarbe wechselt von gelblich bis grünlich, stark eingedickt (wie bei einem Fond für die Weihnachtsgans) nimmt sie bräunliche Konturen an.

In ihrer Freizeit widmet sie sich dem stark sauren Speisebrei, befasst sich mit Cholesterin, Fett und all dem Kram, was täglich oben reingeschüttet wird, um über die Runden zu kommen.
Säure suggeriert einen sauren Geschmack, wie eine Packung Glühwürmchen beim Kiosk deines Vertrauens. Säure ist eh gut für den Körper, das gibt hausintern eine Bombenstimmung! Das macht, dass die Bauch-Beine-Po-Kurse ausgebucht, die Zähne latent gelangweilt sind und sich das Gefühl von chronischer Müdigkeit einstellt.
Romantik, Endlevel. 

Der Stimme des Herzens folgen? Was für ein Kitsch!

Ganz plüschfrei gesagt: Das Herz hat keine Ahnung, was dich wirklich glücklich macht, wonach du dich sehnst und was du siehst, wenn du die Augen schliesst.

Die Galle hingegen ist weise! Sie orientiert sich an den wesentlichen Dingen im Leben: Dem nächsten gut beschmierten Butterbretzel hinterherjagen, die Chemie in Medikamentenform zerbröseln oder stundenlang vergnügt mit dem Schweizer Käse-Fondue zu schaukeln. Sowas nenn ich mal ein langkettiges, nachhaltiges Lebensgefühl. Aber damit nicht genug!

Du kannst dir sogar deine eigenen Steine in den Weg legen. Die sogenannten Gallensteine. Mit ihnen hast du die Möglichkeit, coole Steinmännchen zu bauen – eine meditative Tätigkeit, ich sag’s dir!

Neben der Entspannungseinheit halten sich Gallensteine eigenständig fit, sie gehen wandern. Nicht im Alpstein, dafür im Rücken und dem Oberbauch und machen da ziemliche Schmerzen. Falls dich das noch immer nicht überzeugt, google mal nach «Gallensteine» und sieht dir die heissen Exemplare an. Wenn jetzt noch keine Romantik aufsteigt, weiss ich auch nicht.

Nette Duftbäumchen an die Gans! 

«Du bist der Durchschnitt der fünf Menschen, mit denen du die meiste Zeit verbringst», habe ich mal gelesen. In Bezug auf die Gallen-Kiste wären das «Durchfall», «Übelkeit», «Völlegefühl», «Blähungen» und «Erbrechen».
In Mathe war ich noch nie gut, aber der Durchschnitt klingt doch ziemlich dufte! 

Auf dem eigenen Herzpfad zu wandern wäre sowieso viel zu riskant! Man würde vor Schreck erstarren, wenn man plötzlich zufrieden ist. Kleine Randnotiz: Defibrillatoren werden ja auch für was gebraucht.

Ich meine, stell dir doch nur mal vor, wie ätzend es wäre, wenn es plötzlich Sterne vom Himmel regnen würde. Denke an die riesen Sauerei und die Arbeit, all die selbstleuchtenden Himmelskörper hinterher wieder einzusammeln! Vielleicht würde es sogar Möglichkeiten, Zufälle, Chancen, Schokolade, Wunder und Menschen abrupt in dein Leben tröpfeln. Unvorstellbar!

Dann doch lieber deine Energie dafür nutzen, den Gestank der Galle etwas zu lindern und als nettes Duftbäumchen an der Weihnachtsgans rumzuhängen.
Sicher ist sicher.

Dipl. Gallensäure-Schwimmer oder doch frei atmender Herzmensch?

Das, was ich da schreibe ist für dich völliges Lala-Land? Sehr gut möglich, dass wir ein anderes Verständnis von Glück und Lebensqualität haben.

Wie immer gilt: Das hier ist ein introvertierter Blogartikel und er beisst nicht. Du bist frei zu entscheiden, welche Organgeschichte du schreiben möchtest. Lass dir für deine Entscheidung genau die Zeit, die du dafür brauchst. Warte auf einen passenden Motivationsspruch im Wandkalender, lade zuerst deine Mond-Kristalle auf oder telefoniere mit Mike Shiva. Mach das, was dir Sicherheit gibt.
Alles prima.

Deine Handlungen im Alltag schaffen eine Struktur und werden zu Konsequenzen. Diese Konsequenzen werden unumgänglich zu deinen Lebensgewohnheiten – und die Lebensgewohnheiten werden zum Inhalt deines Lebens. Kauf dir nur bitte nicht die Ausrede ab, dass dein Alltag dazwischenkommt. 

Um den Artikel nicht plüschig zu verlängern, biege ich noch mit äusserst hochstehender Literatur (hüstel in die Armbeuge) um die Ecke, wenn du magst. Einmal mit den bitteren Konsequenzen und einmal mit dem Hinhören des Herzens.

Ob mit Schnorchel in der zähen Suppe oder als frei atmender Herzmensch: Sei es dir wert, deine Träume ernst zu nehmen.

Wer möchtest du sein?
Welche Geschichte möchtest du über dich erzählen?

Erlaube dir, dein Leben zu leben.

In diesem Sinne
Bleiben wir gemeinsam dran – es lohnt sich!

Noémie