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Fünf Dinge, die ich von meinem Hund gelernt habe

Seit Kindertagen an begleiten mich flauschige Vierbeiner. Die Herrchen und Frauchen bestehen aus den Mitgliedern der Familie und meiner Verwandtschaft.

Das ändert sich im Jahr 2007.

Da ist er – es ist Liebe auf den ersten Hundeblick!

Kayo.

Ein gerade mal zwölfwöchiger Cocker Spaniel Rüde wird mein eigener Hund.

Vor allem bei meinen täglichen Herausforderungen bereichert Kayo mein Leben enorm. Die fünf wichtigsten Punkte, die ich von Kayo gelernt habe, setzen sich folgendermassen zusammen:

 

1. Freude zeigen

 

In dieser Disziplin ist ein Hund ein absolutes Vorzeigemodell. Bei jeder Rückkehr in die Wohnung veranstaltet das liebevolle Tier eine ausserordentliche Willkommensparty. Selbst wenn ich nur für zehn Minuten einkaufen war.

Immer und immer wieder.

 

Im depressiven Alltag ist Freude nicht gerade meine Kernkompetenz Nummer eins. Trotzdem bringt mich mein Welpe immer wieder zum Lachen und Nachdenken. Ich komme zum Fazit: Freude zeigen ist Übungssache.

Also einfach mal drauf los lächeln.

Auf dem Fahrrad, während dem Laufen, bei der Arbeit, auf den gemeinsamen Spaziergängen.

Nicht nur innerlich, sondern so, dass die Menschen um mich herum die Möglichkeit haben, mitzulachen (das ist der beste Fall). Andernfalls ernte ich schräge Blicke und die unausgesprochene Frage, ob meine Tassen noch im Schrank anzutreffen sind.

Na egal, dann weiche ich halt von der Norm ab.

„Verrückt“ habe ich sogar schriftlich.

 

2. Verantwortung übernehmen

 

Ich habe eine enorme Verantwortung gegenüber diesem kleinen Tier.

Das wird mir wieder klar, als der zuckersüsse Welpe in meinen Armen auf dem Schoss einschläft. Das grosse Vertrauen, das zwischen uns herrscht, berührt mich. Ich werde nicht nur gebraucht, ich trage die ganze Verantwortung über ein Lebewesen, das mir all seine Liebe schenkt und sein Herz öffnet. Ich habe es in der Hand, ob es schlussendlich ein schönes Hundeleben für Kayo wird – oder eben nicht.

Dazu gehört auch die Fähigkeit, Entscheidungen zu treffen. Soll ich zum Tierarzt, wenn er sich nicht wie üblich verhält? Gibt’s heute ein Knochen, dafür weniger Futter oder umgekehrt? Darf er schon Treppensteigen? Ist es zu heiss draussen?

Es sind die kleinen Dinge, die mich in meiner Persönlichkeit wachsen lassen.

 

3. Organisatorische Fähigkeiten

 

Damit ein Vierbeiner auch ein Hundeleben geniessen kann, brauche ich als Frauchen ein gewisses Mass an Organisation und Zuverlässigkeit.

Die Termine der Impfungen planen, genügend Futter im Haus haben, die ausgewählten Hundekurse besuchen, das Gelernte in unserem Alltag festigen. Und auch die Dauer der Termine mit Hundeverbot wird so komprimiert, dass Kayo nicht allzu lange alleine bleibt.

Ausserdem habe ich gelernt, finanzielle Sicherheitspuffer anzulegen, noch bevor die notfallmässigen Tierarztbesuche an Feiertagen wahrgenommen werden müssen.

 

4. Dranbleiben

 

Ein Hund will mehrmals täglich an der frischen Luft bewegt werden.

In der Anfangszeit mit rosaroter Hundebrille ist das kein Problem. Mit Stimmungstief wird es anspruchsvoller. Die hohe Kunst besteht darin, in einer depressiven Phase die guten Gewohnheiten trotz allem aufrecht zu erhalten. Eine Art Therapie, selbst wenn es nur um die Regelmässigkeit der Spaziergänge geht.

Das Wort «dranbleiben» bekommt eine wichtige Rolle und ich lerne die Bedeutung dahinter.

Wenn noch nicht für mich, dann für Kayo.

 

5. Bedürfnisse mitteilen

 

Kayo teilt mir unmissverständlich mit, was er braucht. Nicht nur, wenn er Hunger hat oder nach draussen gehen möchte. Er holt sich zum Beispiel seine Streicheleinheiten bei mir ab, indem er in einer dezenten Aufdringlichkeit sein Köpfchen in meinen Arm schlingt, den Rücken anschliessend an mein Bein presst und mich in seiner sitzenden Position dazu auffordert, ihn zu streicheln.

 

Solche Situationen lassen mich nachdenken, wie ich meine eigenen Wünsche kommuniziere. Oft wähle ich folgende Verhaltensweisen: Lang um den Brei redend, nicht zum Punkt kommend, durch die Blume oder überhaupt nicht.

Kayo ist mein grosses Vorbild.

Ich lerne, meine Bedürfnisse überhaupt einmal wahrzunehmen.




Er ist nicht nur ein äusserst sympathischer Hund.

Kayo ist der beste Zuhörer der Welt.

Der treuste Begleiter, den es gibt.

Eine sensible Seele, die pure Liebe versprüht.

Der ehrlichste Partner, der mich daran erinnert, jeden Augenblick einzeln auszukosten. 

 

Das sind alles wundervolle Erinnerungen, weil ich im Jahre 2010 ohne Kayo weitergehen musste. Dafür bleibt die Möglichkeit, tiefe Dankbarkeit zu spüren für die gemeinsame Zeit. 

Mit diesen Erfahrungen freue ich mich auf meine Zukunft – sie wird wortwörtlich «goldig».

Sobald ich meinen Alltag hundetauglich eingerichtet habe, werde ich einer Golden Retriever Dame ein liebevolles Zuhause schenken.

Das kann noch fünf, zehn oder gar zwanzig Jahre dauern. Ich lasse es mir trotzdem nicht nehmen, mich schon heute auf dich zu freuen!

Das ist bereits mein erster Liebesbrief an dich, Kaya.

 

In diesem Sinne

Es lohnt sich, dranzubleiben.

 

Noémie