Allgemein
Gute Vorsätze für die Mülltonne
Silvester.
Ich fühle mich vom Datum gedrängt, meine Verhaltensweisen zu ändern. Oder zumindest einen Vorsatz haben zu müssen.
Doch ich habe doch schon vieles.
Meinen dekorativen Weihnachtsbaum zum Beispiel.
Ein ausgeprägter Weichteilmantel seit den Weihnachtstagen.
Freude an der Sitzheizung im Auto meiner Mutter.
Ein Fitnessabonnement.
Unsichtbare Cellulite auf meinen Zähnen.
Trockene Haut.
Veränderung hier, Veränderung da.
Ständig die Komfortzone zu verlassen setzt eine gewisse Belastungselastizität voraus, was wiederum Arbeit bedeutet. Das passt grad nicht in mein Vorhaben.
Und eigentlich… ich fühle mich wohl in meiner gemütlichen Komfortzone. Warum sind die Gedanken zur Veränderung gegen Ende des Jahres so oft anzutreffen?
Ich darf mir auch am 31. Dezember 2017 erlauben, so zu sein, wie ich bin.
Sonst wäre ich ja nicht so.
Ich bin genug.
Und erinnere mich daran, bereits mein Bestes zu geben.
Ich brauche mich nicht zu ändern, nur weil es der Kalender vorschreibt.
Mit einer neuen Jahreszahl werde ich noch immer keine AGB’s durchlesen. Auch der durchaus sinnvolle Imprägnierspay als Zusatzkauf zu den neuen Schuhen interessiert mich nicht. Mein Laptop wird mich auch im Januar noch zuverlässig daran erinnern, die längst überfälligen Updates zu tätigen.
Ich muss nicht regelmässig zum Zumba gehen und meine Urdinkel-Vollkornbrötchen auf dem Markt einkaufen. Ich brauche keine Faber-Castell Schreiber, um mich adelig zu fühlen. Sonntags muss ich weder segeln noch ehrenamtlich in der Kirche aushelfen. Ich brauche auch keinen veganen Pflücksalat essen oder Pferde stehlen. Ich meine, was soll ich mit Pferden, ich kann nicht mal reiten.
All diese Dinge nicht tun zu müssen, erleichtert ungemein.
Nächstes Jahr – also in wenigen Stunden – werde ich immer noch ich sein. Das ist oftmals zwar nicht einfach, doch ich werde mich einfach nicht los.
Demzufolge könnte mein Leben vielleicht doch etwas mit mir zu tun haben.
Ein ganz kleines bisschen.
Etwas Melancholie hinterlässt so ein Jahreswechsel schon. Bei all den Rückblicken in Zeitungen, Facebook oder Whatsapp-Nachrichten komme ich in’s Grübeln. Trotzdem bleibe ich dabei: Ich setze mir lieber Ziele statt Vorsätze.
Ich möchte keine Dinge tun, weil es von aussen so gesagt wird. Ich möchte Dinge tun, die für mich Sinn ergeben.
Ziele, die mich motivieren. Auch unterm Jahr.
Ich möchte mir Fähigkeiten aneignen, bevor ich sie brauche. Und Antworten haben, bevor die Fragen auftauchen.
Gelingt fast nie.
Klingt aber toll.
«Das habe ich vorher noch nie versucht, also bin ich völlig sicher, dass ich es schaffe.»
Zitat und Lebenseinstellung von Frau Langstrumpf.
Pippi. Du tolles Vorbild!
Vielleicht möchte mich der Kalender gar nicht unter Druck setzen. Vielleicht meint er es nur gut mit mir und sagt, dass ich schon längst bereit bin und mein Leben nicht auf «später» verschieben soll. Oder er fragt mich vorsichtig, wie neu eine Veränderung überhaupt sein darf.
Höchst wahrscheinlich kümmert es den Kalender aber überhaupt nicht, was ich in ihn hineininterpretiere und amüsiert sich köstlich über meine Kreativität.
Wie so oft im Leben geht es um die eigene Perspektive.
Silvester ist auch nur der letzte Tag – bevor der Erste beginnt.
Ist es also das Ende oder doch eher der Startschuss?
Die Entscheidung liegt bei uns.
In diesem Sinne – viel Spass beim Entscheiden und feiern!
Noémie