Allgemein
„Mach endlich, was du willst!“
Ich vertreibe mir die Freizeit in einem Buchladen.
Freizeit klingt so romantisch.
Freie Zeit habe ich zwar genug – ich bin arbeitslos. Doch für den Status «arbeitslos» bin ich viel zu krank. Irgendwo dazwischen hänge ich in meiner Jugend in den Seilen.
Dieser Lebensabschnitt soll ja einer der schönsten im Leben sein.
Bäh!
Aber das ist eine andere Geschichte.
Kommen wir zurück zum Buchladen.
Ungeplant stehe ich vor diesem Buchcover: «Mach endlich, was du willst!»
Na, meine Herrn! Ganz schön provokativ, dieser Titel.
Ich soll also machen, was ich will?
Im ersten Moment fühle ich mich herzlich wenig angesprochen und gehe weiter. Trotzdem lässt mich diese Aufforderung nicht los. Irgendetwas reizt mich, umzudrehen und das Buch näher zu betrachten.
Ich tu es auch.
Auf der Rückseite überfliege ich in Gedanken die Zusammenfassung.
Erfolg lässt sich trainieren.
Jede Situation birgt Chancen.
Mentale Trampelpfade verlassen.
Gestalter des Lebens werden.
Ich ziehe meine Augenbrauen hoch.
Aha.
Jetzt fühle ich mich gar nicht mehr angesprochen. Ich bin siebzehn und psychisch derart angeschlagen, dass mir die Perspektiven fehlen. Logisch, verstehe ich die Beschreibung nur mit Ironie. Oder?
Einen Augenblick später stehe ich an der Kasse und kaufe es. Warum weiss ich selbst nicht genau.
Soll mir mal einer sagen, ich sei nicht mutig!
Wieder Zuhause lese ich sogar darin.
Ich beginne, einige Tipps und praxisorientierte Methoden in meinem Alltag zu testen. Ich habe keinerlei Erwartungen und weiss: verlieren kann ich nichts.
Oder doch?
Wenn ich ehrlich bin… höchstens ein paar schwere Gedanken, die mich daran hindern, mein Leben als leicht zu empfinden.
Bin ich wirklich bereit dafür?
Es wäre ein Verlust meiner täglichen Routine. Es macht mir schon ein bisschen Angst. Vielleicht ist es auch nur ungewohnt.
Das letzte Mal, als etwas «Neues» in mein Leben wollte, schaltete das Leben auf die höchste Stufe, nachdem es mich mental auf dem Power-Plate-Gerät befestigt hat. Mit Sekundenkleber.
Und nein, es war kein Wellness Programm.
Könnte ich dieses Durchschütteln erneut ertragen? Selbst bei dieser simplen Frage läuft mein Kopfkino erneut auf Hochtouren. Wenn ich diplomierte Regisseurin wäre, könnte ich viel Geld dafür verlangen.
Ich beschliesse, mich Schritt für Schritt an das Neue heranzutasten.
Schritt Nummer Eins: Buch überfliegen und keinesfalls die Übungen machen. Erst mal aus sicherer Entfernung die Lage abchecken und dann weiter entscheiden.
Schritt Nummer Zwei: Sofern die Lage gut überschaubar ist, im ersten Kapitel alle wichtigen Stellen mit Leuchtmarker markieren.
Schritt Nummer Drei: Die erste Praxisübung tatsächlich machen. Es geht um Visualisieren.
Ich soll mir einen Wunsch oder Traum aufschreiben und an verschiedene Orte hängen. Am Kühlschrank, auf dem Nachttischchen oder als Hintergrundbild im Handy abspeichern. Bei dem Wunsch muss es sich um etwas ganz Grosses handeln.
Alles klar soweit.
Jeder noch so kleine Wunsch ist riesig, wenn einem die Gesundheit fehlt.
Mit einem Glas-Schreiber bemale ich das obere Drittel meines Spiegels im Zimmer. Oberhalb meines Kopfkissens klebe ich ein beschriebenes Blatt Papier hin. Die Post-it-Zettelchen sind verstreut. Und das Foto im Handy vorbildlich gespeichert.
Aufgabe wunderbar gelöst.
Und jetzt?
Es passiert – nichts.
Habe ich das Geld für das Buch zum Fenster hinausgeworfen? Ich nehme den Übeltäter zur Hand und lese nach, dass das Unterbewusste die Visualisierungen erst nach einer gewissen Zeit aufsaugen kann und sich dann entfalten wird.
In anderen Worten: Der biologische Routenplaner nimmt es gemütlich.
Geduld ist aktuell nicht meine Stärke. Vor allem, wenn es um meine Gesundheit und das Resultat einer Praxisübung geht. Doch tapfer mache ich weiter.
Tag für Tag.
Woche für Woche.
Inmitten des Durchhaltens schenkt mir das Unterbewusstsein spürbare Rückmeldungen, wie «es» funktioniert.
In meinem Kopf tut sich was. Es rüttelt an meinen Einstellungen und Überzeugungen, auch ohne ein teures Schüttelgerät.
Das, was vorher utopisch erschien, wirkt plötzlich nicht mehr so weltfremd. Auch wenn die äussere Welt noch dieselbe ist, in mir drin verändert sich einiges.
Jahre später realisiere ich, was für eine wichtige Übung ich da gemacht habe. Tatsächlich habe ich mein Unterbewusstsein mit meinen Träumen gefüttert, immer und immer wieder.
Als hätte ich mich auf „Gesundheit“ gepolt.
Das Durchhalten und die Ausdauer sind der Schlüssel, wenn etwas gelingen soll.
Weitermachen.
Dranbleiben.
Die äussere Welt folgt meiner inneren.
Ergebnisse kommen ja auch nicht vor der Arbeit.
Noch heute schätze ich den Wert der Visualisierung und wende sie an.
Sie zeigt ihre Wirkung im Sport.
Beim Gesundwerden.
Bei der Ernährungsumstellung.
Im beruflichen Alltag.
Bei utopischen Visionen.
Doch nicht nur diese Übung feiere ich. Das Buch öffnet die Türe zur Persönlichkeitsentwicklung.
Falls es dich interessiert, es ist von Walter Zimmermann.
Klar, es wäre zu einfach, wenn ein einziges Buch meine Welt verändern könnte. Schliesslich habe ich jahrelang damit verbracht, so zu werden, wie ich bin.
Da spielen noch andere Faktoren mit, trotzdem hat das Buch etwas Grossartiges ins Rollen gebracht – die Macht meines Denkens und die der Einstellung (und ein bisschen auch die Liebe für Bücher, die mir die Möglichkeit bieten, zu wachsen).
Und weisst du, was das Highlight an diesem Artikel ist?
«Mach endlich, was du willst!» – es muss keine Floskel mehr sein.
Du kannst jederzeit damit loslegen, wenn du magst.
Jetzt zum Beispiel.
Schreibe dir deine Träume auf.
Zeichne sie.
Gestalte sie.
Fühle sie.
Singe sie.
Atme sie ein.
Sprich sie aus.
Lass sie gedeihen.
Und mach sie zu deinem eigenen Leben!
In diesem Sinne Bleib dran – es lohnt sich!
Noémie