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Neue Sprachmuster werden zu neuen Perspektiven

Es gibt Situationen im Leben, die kann man nicht ändern.

Steuererklärung einreichen.

Das Wetter.

Donald als Feriengast in Davos.

Feste Bestandteile in einer akuten Dünnpfiff-Phase.

Schokolade als kalorienreiches Nahrungsmittel.

Ein raffiniertes Sprichwort besagt, dass man für diese Situationen jedoch seine Einstellung ändern kann.

Gerne würde ich die neue Einstellung nach Hause bestellen, so wie Pizza.
Doch so einfach ist es leider nicht. Etwas muss ich schon noch dafür tun. Ich beginne, meine Gedanken genau zu beobachten, denn sie stehen am Anfang meiner Sprache. Mit der Sensibilisierung meiner Gedanken erkenne ich auch meine festgefahrenen Sprachmuster. Doch weshalb ist das so wichtig?

Lass es mich gerne in einigen Beispielen erklären: 

 

Sage ich: Ich kann das nicht!

Oder: Na klar kann ich das noch nicht. Ich mache diese Sache auch zum ersten Mal.

 

Sage ich: Ich habe doch gar keine Fähigkeiten dazu!

Oder: Die Fähigkeiten lerne ich, in dem ich die Sache tue und nicht, wenn ich darüber nachgrüble.

 

Sage ich: Ich mache nur Fehler!

Oder: Fehler sind feste Bestandteile vom Erfolg. Sie ermöglichen mir, besser zu werden und zu wachsen.

 

Sage ich: Ich bin depressiv!

Oder: Seit einigen Stunden begleitet mich ein Seelenblues.

 

Sage ich: Mit dieser Diagnose werde ich doch nie gesund!

Oder: Ich konzentriere mich auf den ersten kleinen Schritt und nicht bereits auf die ganze Etappe.

 

Sage ich: Das Leben ist gegen mich, alles läuft schief und daneben!

Oder: Ich freue mich, wenn es herausfordernde Situationen gibt – dann kann ich meine wahre Grösse zeigen.

 

Lange Zeit habe ich die Macht der Sprache und die der Gedanken völlig unterschätzt.

Ich entscheide selbst, mit welcher Perspektive ich auf meine aktuelle Situation blicken möchte (dass es dabei auch anstrengend sein kann, ist im Preis inbegriffen). Ich begreife, dass ich Gestalter meines Lebens bin und nicht in einer passiven Opferrolle feststecke. Diese kleine Veränderung der Perspektive hat erheblichen Einfluss auf meine Gemütslage.

Zum Thema Perspektiven habe ich vor einigen Jahren ein Gedicht geschrieben, welches ich dir gerne anvertrauen möchte.

 

Perspektiven verändern

 

Du willst dich ändern,
um nicht nebensächlich durch’s Leben zu schlendern.
Zwei- und Dreimal hast du’s probiert,
trotzdem ist nichts Auffälliges passiert.

Endlich willst du deine Perspektive wechseln,

kannst deinen Alltag aber kaum drechseln.

Wie gewohnt geht es weder vorwärts noch zurück,
denk mal nach, vielleicht ist das dein Glück?

Ein kleiner Rückschritt ist nicht fatal,
diese Lernerfahrung ist völlig normal.

In Krisen wohnen nämlich viele Weisheiten,
es präsentieren sich dir zwei Möglichkeiten.

Eine unendliche Freiheit oder „alles verloren“

ein kleiner Fleck in dir fühlt sich neu geboren.

Du wirst ihn im Seelen-Chaos finden – vertrau mir,

dieser Fleck – deine Chance – gehört nur dir!

Es braucht Mut, seine Krankheit aufzugeben
und sich von Grund auf neu in sich einzuleben.

Die Voraussetzung für gutes Gelingen,
sich gegen das Gewohnte zu ringen.
Auch wenn die Müdigkeit immer weiter steigt,

achte auf dein Herz, welches dir den Weg zeigt.
Gib ihm genug Zeit – es ist ein langer Prozess,
verbunden mit Ängsten und innerem Stress.
Diese Unruhe hat ihren Grund,
sie zu akzeptieren ist mehr als gesund.

 

Ob du mir glauben sollst? – Du darfst wählen,
ich werde dir von meinen letzten Jahren erzählen.

Ich war anfangs siebzehn
und wusste, das konnte nur schiefgehn.
Ohne Ausbildung und Geld,
aus der Klinik wieder zurück in meiner Welt.
Keine Perspektive in bunten Farben,
da drückten die schmerzhaft tiefen Narben.
Der Faden war verschwunden, der mich mit dem Leben verband,
bis ich bald nicht einmal mehr „Bahnhof“ verstand.
Im selben Moment war ich überzeugt, es geht zu Ende,
da explodierte die alles entscheidende Wende.
Körpereigene Opiate stellten sich ein,
ich versprach mir: „bald wird mein Leben anders sein“.
Um dieses Ziel in richtige Bahnen zu lenken,
veränderte ich zuerst mein schweres Denken.
Mit winzigen Schritten begann ich zu wandern,
dann kam langsam eins zum anderen.
Ich begriff Abschied und Neubeginn,
mein Dasein machte das erste Mal Sinn.
Mit diesem Gefühl hat sich alles gedreht,
kein Witz – es ist so, wie es da steht.


Jetzt Klassenbeste, damals IV-Rentnerin,
der Faden ist wieder da, ich bin im Leben drin.
Es sprudelt nur so von Ideen und Träumen,
mit dem Drang, das Erlebte an seinen richtigen Ort zu räumen.

„Das Kranke“ ist überwunden,
die Symptome sind verschwunden.

Stolz habe ich mich vor mir selbst verneigt,
damit die Wertschöpfung dieser Zeit bleibt.

„Resilienz“ – meine seelische Widerstandskraft,

ein völlig neues Leben habe ich mir erschafft.
Aus eigener Erfahrung weiss ich jetzt,

dass du dir wirklich selbst deine Grenzen setzt.
Und mit den richtigen Weichen

kannst du sogar Unmögliches erreichen!

Unbedeutend wie der Wind gerade weht,
frag dich selbst, warum es nicht geht.
Jederzeit darfst du deinen Wunsch visieren
und dein Leben neu organisieren.
Im selben Trott stehenzubleiben wäre die Alternative,

oder du schreibst selbst von der Frosch- zur Vogelperspektive!

 

Du definierst dein Leben mit deinen Gedanken. Die Gedanken beeinflussen deine Sprachmuster. Und diese entscheiden darüber, aus welcher Perspektive du dein Leben betrachtest.

 

Das Leben ist immer nur die Geschichte, die du dir erzählst.

 

In diesem Sinne

Viel Vergnügen bei dem Erzählen!

 

Noémie