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Schenk dir selbst einen seelischen Roadtrip!

«Du bist nicht du, wenn du hungrig bist», prescht es durch meinen Kopf. Nicht wegen der «Snickers-Werbung», sondern meiner unerträglichen Stimmung.
Tatsächlich fühle ich mich wie die Diva im Schokoriegel-Spot.

All meine Stimmungsumbrüche zu ertragen braucht viel Energie. Ich bemühe mich ja um Gelassenheit. Doch das Leben erhöht ständig die Geschwindigkeit. Oder bin es vielmehr ich, die so ein Gefühl produziert?

Als Streber der Stille ist noch Lärm in mir drin.

Mein Plan? All meinen Mut zusammennehmen, anstehende Projekte absagen und akzeptieren, dass ich gerade eine Auszeit brauche.
Mein Bauchgefühl sagt: Noémie, katapultiere dich auf Pfade, auf denen Stille herrscht.

Das Katapultieren beginnt am Wochenende.
Zwei Tage frei.
Praktisch mitten in der Nacht sitze ich ins Auto und fahre los. Ins Wanderparadies. Auch bekannt als: Schweizer Nationalpark im Engadin. Ein Stück unberührte, stille Natur.

Ein paar Stunden später parkiere ich den Golf und wandere los. Eindrücklich, was mir dabei alles durch den Kopf geht.

Krass, diese abartige Höhenluft! 
Ich muss aufs Klo.
Mango ist Aktion im Aldi. 
Windig hier.
Na, wo sind jetzt die Murmeltiere?
Ich muss wirklich aufs Klo.

Ich laufe weiter. Die Gedanken biegen in eine etwas reichhaltigere Richtung ein.
Früher dachte ich, im Leben geht es darum, die meisten Diplome an der Wand zu haben, die meiste Kohle zu machen, die ich für materielle Dinge ausgebe, die ich weder abstauben noch ansehen will.
Die Noémie-Logik.

Heute weiss ich: Es stimmt.
Nee, Spass.

Die im Aussen gesuchte Sicherheit beginnt früher oder später zu bröckeln. Geld, Besitz und Diplome können selten zum Ausweg beitragen. Ein Segelboot kann mich nicht in die Arme nehmen und ein gefülltes Konto fragt mich nicht, wie es mir geht. Wenn ein Blumentopf mehr Weiterbildungen hat, dann ist das schön für ihn. Selbst binomische Formeln können mir nicht helfen, wenn mich Panik überfällt.

Zum Glück ist der Schweizer Nationalpark frei von mathematischen Formeln.

Nach einigen Stunden des Wanderns geniesse ich das fehlende Zeitgefühl. Ich bin im Rhythmus mit mir selbst und das ist alles, was zählt. Hier kann ich mein Leben kurz abstellen und durchatmen. Ich verankere meinen Atem sozusagen im Hier und Jetzt.



Ich möchte wahnsinnig gut darin werden, im Moment zu leben. Das ist eine Art Schutz vor dem was war und dem, was sein wird. Jeder bewusst erlebte, ausgekostete Moment gibt dem Leben Sinn und Bedeutung. Das hier ist meine Auszeit, mein temporäres Paradies, meine Verschnaufpause, mein seelischer Roadtrip.

Die naturbelassene Kulisse ist so herrlich unverarbeitet und frei von Chemikalien. Sie bestärkt meine innere Karriereleiter, meiner Selbst immer bewusster zu werden. Wenn mich die äussere Karriereleiter versucht unter Druck zu setzen, schaue ich ihr tief in die Augen und werfe ihr ein Wenn man sich selbst führt, ist man ja auch Führungskraft windschnittig um die Ohren.  



Wie sieht dein seelischer Roadtrip aus?

Am Horizont schweben nicht ständig Geigen rum und das Leben wird auch kein einzig weisser Sandstrand sein. Ungünstige «Diva-Momente» (bei denen kein Schokoriegel mehr nützt) wird es immer wieder geben.
Doch darum geht es auch nicht.

Sammle vielmehr Praxiserfahrung im Glücklichsein.
Nicht gleich acht Wochen.
Vielleicht einen Tag.
Oder zwanzig Minuten.

Und mache dabei Dinge, die dich emotional bereichern. Es muss nicht zwingend der Besuch in den Schweizer Bergen sein. Hier ein paar höfliche Beispiele:

Marathonschaukeln.
Teebeutelschwenken.
Modelflugzeug-bemalen.
Feiertagslangstreckenbohren.
Trockenübungen für den Schnorchelkurs.
Nach Kreuzworträtsel-Lösungen googeln.
Brotkrumen-Spur im Treppenhaus legen. 

Was im Leben macht DICH am glücklichsten?

Und frag dich als nächstes, weshalb es nicht geht. Am Ende des Lebens erinnerst du dich an einzelne Momente und nicht an ganze Tage oder Wochen. Dein Gestern hat übrigens herzlich wenig mit deinem Jetzt zu tun.
Dein Bauchgefühl hat Bock auf grinsende Darmzotten, die im Kanon um die Wette jodeln.

Bastle dir regelmässig Zeitfenster in deine Agenda, in denen sich deine Darmzotten austoben können.
Kein flotter Stuhlgang.
Sondern ausgelassenes Jodel-Training.

In diesem Sinne
Bleib dran – es lohnt sich!

Noémie