Allgemein

Wenn du mit dem Herzen fragst, musst du auch mit dem Herzen zuhören.

«Sind Sie sauer?», steht da.
Nein, kein frecher Werbeslogan für den Kurs zur Aggressionsbewältigung. Die Frage steht auf der Broschüre, die ich in der Apotheke gefunden habe. Passend dazu liegt ein pH-Messpapier dabei, um die Säurebelastung des Körpers zu kontrollieren.

Schadet sicher nicht, hat ja auch was mit Gesundheit zu tun.
Also mache ich den Urin-Schnelltest.

Nichts ahnend vergleiche ich mein Resultat mit der Auswertungstabelle der Broschüre. Meine Synapsen im Hirn brauchen ein paar Momente, bis sie verstehen, was sie lesen. Aber dann geht’s los – und ein Jubelschrei leitet meine ungetrübte Zeremonie ein! 

Noch auf dem Klo folgen Siegerposen wie die Bodybuilder auf der Bühne. Ich tanze in der Wohnung herum und feiere die nächsten zwei Minuten mein Testergebnis.

Freude à la Noémie.

Es sind nicht die grossen, sondern die kleinen Dinge, die mein Leben verändern

Schliesslich mag ich meinen Körper feiern, der derzeit nicht sauer ist. Die Chancen stehen also bestens, im Altersheim noch drei Jahre länger Haferbrei zu schlürfen.
Ne, ernsthaft: Als Mutti eines hochsensiblen Körpers, der fliessend eine radikale Sprache spricht, kann so ein Testergebnis eine völlig neue Welt bedeuten.

Der basische Körper bringt mich näher zu mir selbst. Es fühlt sich gut an, ein Stück Gesundheit zu erfahren, da meine psychosomatischen Aussetzer den Medizinern noch immer Schweissperlen auf die Stirn treibt.

So wie heute jedoch fühlt es sich an, wenn ich mich um meine Gesundheit bemühe. Was ich nun genau mit einem basischen Körper anfangen kann, google ich gleich noch nach.
Laut Broschüre empfiehlt es sich, für eine optimale Auswertung zu einem orthomolekularen Ernährungsspezialisten zu gehen.
Dieses ortho-Zeugs wird auch gegoogelt.

Und dann denke ich, dass mein Leben doch ziemlich in Ordnung ist. Aber in diesem Artikel geht es um Wichtigeres als entzückende Klo-Geschichten und der Bildungslückenschliesser «Google».
Was ich gelernt habe, möchte ich gerne mit dir teilen.  

Hab Freude an dem, was du tust. Es gibt nichts gesünderes

Du kannst einen basischen Körper haben. Die richtigen Lebensmittel essen. Jeden Tag Gewichte stemmen. Schlafen. Und haufenweise Sudokus lösen.
Alles gute Ansätze.
Eins vergessen wir dabei viel zu oft: die wichtigste Säule eines gesunden Lebens sind die schönen Momente.

Du kannst alles richtig machen, aber deine Sichtweise und Prioritäten, die du dir im Leben setzt, zählen mehr als alles andere. Hab Freude an dem, was du tust.
Selbst wenn es ein pH-Messpapier ist, mit dem du hüpfend durch die Wohnung wedelst. Es gibt nichts gesünderes!

Die Sache ist die: Du wirst niemals bereit sein. Das Gehirn ist nicht dazu gemacht, in’s Ungewisse zu gehen. Vor allem, wenn es dir wichtig ist. Du musst keine Antwort haben, um loszugehen. Die beste Vorbereitung ist, es einfach zu tun. Wie wäre es, einfach mal loszugehen?

Wenn du mit dem Herzen fragst, musst du auch mit dem Herzen zuhören.
Es geht um deine Gefühle.
Was fühlst du?
Wofür spürst du ein klares inneres Ja?
Wann beginnen deine Augen zu funkeln?

Check dich doch mal ab!

Das Leben beginnt mit dem Mut, das eigene Herz zu öffnen. Damit meine ich nicht die Tätigkeit eines Chirurgen nach einem Herzinfarkt. Sondern deinem Herzen zu folgen.

Vielleicht brauchst du ein paar Anläufe, ja.
Vielleicht brauchts dafür ein paar Veränderungen, ja.

Immer wieder wird sich das Gefühl von gesundheitlicher Stagnation einstellen (umgangssprachlich für: direkt in die Darmausscheidung einer Kuh fliegen).
Du wirst deinem Alltag zuschauen und den Gelegenheiten nachtrauern, die an dir vorbeiziehen. Du möchtest das Leben gestalten und erfährst genau das Gegenteil. Es sind die Momente, in denen du keine 10-Jahres-Pläne entwerfen kannst, weil dich schon der nächste Tag überfordert.

Und dann verursachst du dir selbst Stress – durch deine Ängste, Ansprüche, Wünsche und Interpretationen. Vielleicht investierst du viel Energie, um vor anderen Leuten gut dazustehen. Aber ein sozial anerkanntes Leben zu führen bedeutet nicht automatisch, sich innerlich auch erfüllt zu fühlen.

Die Frage ist doch, was machst du mit dem, was dir das Leben bringt?
Und wie gehst du damit um, wenn du die Dinge nicht sofort verstehst?

Es ist doch höchste Zeit, du selbst zu sein!
Lass dich von Rückschlägen nicht entmutigen! Es geht darum, an der Weisheit deines Herzens dranzubleiben. Womöglich bedeutet der erste Schritt, darüber zu reden. Denn:

Wie willst du etwas in dein Leben ziehen, wenn du nicht darüber sprichst?

Am Ende des Tages geht es nur darum, doch ganz zufrieden zu sein.
Mit dem Tag.
Dir selbst.
Und dem Lebensstil, den du führst.

Dafür brauchst du keine ortho-Dingsbums-Teststreifen.
Sondern dein Herz.
Und ein bissel von deinem Mut, ihm aufrichtig zuzuhören. 

In diesem Sinne
Bleib dran – es lohnt sich!

Noémie