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Wie Integrität einen Unterschied machen kann!
September 27, 2019 - Allgemein
Damals. In meiner Studienzeit. Als ich dachte, ich hätte es begriffen.
Voller Stolz pinselte ich das Wort «Integrität» auf das Prüfungsblatt – und fühlte mich grossartig, das neu gelernte Wort bereits stilsicher und an der richtigen Stelle des Tests einsetzen zu können.
Nun ja. Zwar konnte ich mit Fachwörter in der Welt der Sozialpädagogik um mich werfen, einen Plan hatte ich trotzdem nicht. Mir fehlte schlichtweg die Verknüpfung zur Praxis. Nun schleicht mir diese «Praxis» seit geraumer Zeit leise über den Weg.
Vielleicht liegt es an meinen äusseren Umständen, mich gerade so intensiv mit mir selbst zu beschäftigen. Irgendwo im Strudel des Neuanfangs und der Bewältigung meines Alltags sammle ich fremde Bruchstücke meines zukünftigen Lebens ein.
Aber darum soll es heute nicht gehen.
Deine persönlichen Werte findest du in keinem YouTube-Tutorial
Laut Wikipedia bedeutet persönliche Integrität: sich treu bleiben und unbestechlich zu sein. Das funktioniert nur, wenn du weisst, welche Werte dir wichtig sind. Im Kopf, Herz und in Kombination mit deinem Verhalten.
Um ein konkreteres Bild von Werten zu erhalten, hier ein paar Beispiele:
Liebe, Treue, Geborgenheit, Humor, Freundschaft, Sicherheit, Macht, Spass, Wohlstand, Ordnung, Zuverlässigkeit, Abenteuer, Gesundheit, Erfolg, Harmonie, Freiheit, und und und.
Seine eigenen Werte zu kennen finde ich schon anspruchsvoll. Seinen Alltag nach ihnen zu gestalten, ist jedoch eine ganz andere Hausnummer.
4b.
Die Frage ist also: Ist das, was ich da tagtäglich tue relevant oder versuche ich nur, beschäftigt zu wirken? Ich ertappe mich dabei, wie ich mich von den wesentlichen Dingen ablenke. Verzettle mich in Kleinigkeiten. Räume imaginäre Fuseln von links nach rechts. Und schaufle Quinoa-Salat in mich hinein an Tagen, die geschmackloser sind als Seidentofu.
Im Grossen und Ganzen kenne ich mich. Ich bin sehr gewissenhaft, wenn es um die Erfüllung meiner Pflichten geht. Trotzdem hoffe ich ab und zu, dass sich meine Probleme von alleine lösen. Ich bin ein harmoniebedürftiger Mensch, was dazu führen kann, auch mal neben meinen Werten zu leben.
Und ja, es gibt sie. Diese Phasen. Da habe ich gar keinen Bock, alles zu geben, weil es mich schlichtweg nicht interessiert. Überzeugt lasse ich die Dinge an meinem Allerwertesten vorbeiziehen, während positives Denken Würgereize erzeugt. Ich sinnlose vor mich hin und das mit Begeisterung.
Ich will auch keine perfekten Ferienfotos bieten oder meine Stimmung engagiert wegatmen. Ich will mich aufregen, weil diese Phasen zu mir gehören. Sie machen mich lebendig. Nur so kann ich mir selbst treu bleiben.
Sonst belüge ich ja meine sensible Seele.
Zwei ungemütliche Dinge, die wir uns bewusst machen dürfen!
Nummer eins: Für seine Werte einzustehen braucht viel Energie. Doch es ist bei Weitem anstrengender, ein falsches Bild von sich aufrecht zu erhalten. Diese Schräglage hat früher oder später Konsequenzen. Mach nicht das, was sich gut anfühlt, sondern was sich richtig anfühlt.
Nö, diese Reise ist definitiv kein Disneyfilm.
Nummer zwei: Allen kannst du es nicht recht machen.
Ich meine, du kannst die schönste, schmackhafteste, ballaststoff- und mineralstoffreichste grüne Bohne aus dem Bio-Gärtchen sein; es wird immer Menschen geben, die nichts mit grünen Bohnen anfangen können.
Soll es tatsächlich geben.
Letztendlich geht es darum, cool zu sein mit der Frau oder dem Mann im Spiegel und gut auf sich aufpassen. Den Verlockungen standhalten, die im Alltag nur darauf warten, sich auf uns zu stürzen.
Dieses gemurmelte «Ja» auszusprechen, obwohl jede Zelle in dir ein «Nein» schreit. Im Supermarkt, wenn die Tüte Chips im Sonderangebot ist. Du bist aber nicht im Sonderangebot!
Weder bei den Chips, noch in deiner Persönlichkeit.
Folgst du wirklich deinen Überzeugungen?
Sei es dir wert, nicht nur mit kurzfristigen Lösungen zu leben. Kurzfristige Lösungen verschlimmbessern die Dinge nur. Sei es dir vielmehr wert, hinter die Kulisse zu schauen und die Integrität nicht nur als Wort auf einem Blog zu verstehen.
Integrität mag vermutlich auch sagen: Du hast das Recht zu entscheiden, was gut für dich ist und was nicht. Entwickle Freude am eigenen Leben! Das Leben spielt sich nicht nur am Wochenende ab, um dann im Montagsblues in die neue Woche zu starten.
Deshalb sollten wir lernen, unser Leben an die eigenen Werte anzupassen. Nur wenn du ein inneres klares Ja spürst, dafür lohnt es sich zu leben. Wir müssen ja nicht gleich Datteltomaten anpflanzen und im nächsten Monat ins Kloster ziehen.
Das heisst nicht, heute bereits zu wissen, wer du bist. Du darfst lediglich motiviert sein, es herauszufinden. Auch wenn es langweilig klingt: Es ist ein Prozess.
Das Ding mit dem Prozess ist ne prima Sache – denn geht es im Grunde nicht genau darum?
Sich über die eigene Entwicklung zu freuen.
Das zu wollen, was bereits da ist.
Und immer wieder die Erlaubnis zu geben, sein Ändern zu leben.
In diesem Sinne
Bleiben wir gemeinsam dran – es lohnt sich!
Noémie